Wie ein Parasit nistet sich der despotische, pensionierte Professor Serebrjakow mit seiner neuen, schönen Gattin Jelena auf dem Landgut seiner verstorbenen Frau ein, denn das Leben in der Stadt ist zu teuer geworden. Seine Tochter Sonja und ihr Onkel Wanja, der Bruder der Verstorbenen, arbeiten seit etlichen Jahren hart für den Erhalt des Guts und ertragen die dortige Einöde nur schwer. Wanja hat zudem die Hälfte seiner Lebenszeit mit dem Lektorieren der vermeintlich weltbewegenden Kunsttheorien des Professors verbracht. Als sich diese nun als vollkommen unbedeutend entpuppen und Serebrjakow zudem eröffnet, das Gut verkaufen zu wollen, um seinen Alterssitz zu finanzieren, sorgt Wanjas schmerzhafte Desillusionierung für eine Eskalation. Er begeht einen Mordversuch, um sich endgültig aus seiner sinnentleerten Abhängigkeit zu befreien. Vergeblich. Wanja schiesst daneben. Keine Aussicht auf Veränderung. „Bilder aus dem Landleben“ untertitelte Tschechow 1896 sein Stück, heute könnte es auch „Mosaik einer Depression“ heissen.
SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH, PFAUEN, 2017
Autor: Anton Tschechow
Regie: Karin Henkel
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Aino Laberenz
Musik: Alain Croubalian
Video: Robi Voigt